Gastbeitrag von Leonard Röser

Das Projekt E-Luise: Aus alt mach neu und klimafreundlich – Umrüstung eines alten VW T3 zu einem voll ausgestatteten Elektrocamper.

Reisen, andere Länder und Kulturen entdecken, das Meer und seine Wellen, über unbekannte Landschaften und Vegetationen staunen – alles Dinge, die mein Herz höherschlagen lassen. Ja, das Reisen ist und bleibt eine Leidenschaft von mir. Doch wie ich darüber denke und wie ich das Reisen gestalte, hat sich seit meinem Studium in Umweltsystemwissenschaften stark verändert.


Mein Schwerpunkt beim Abschluss meines Studiums habe ich auf das Thema des nachhaltigen Tourismus gelegt und da ich schon seit Kindesalter unglaublich gerne mit dem Campervan unterwegs bin, entstand in mir die Vision, einen Beitrag dazu leisten zu wollen, das Campingreisen ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten.


Dabei stellte ich mir als erstes die Frage: Was genau kann man am Reisen mit einem Campervan beeinflussen, um nachhaltiger unterwegs zu sein? Ich begann also zu recherchieren und zu bewerten und entschied mich am Ende für zwei Schwerpunkte: das Thema “Von A nach B kommen” und das Thema “Wo und wie übernachte ich”.


Den größten Einfluss auf die Umwelt bzw. das Klima hat ganz klar die An- und Abreise. Denn wenn wir uns die Campervans von heute anschauen, haben sie alle eines gemeinsam: sie sind nicht gerade klein und werden mit einem Verbrennungsmotor angetrieben. Das führt zwangsläufig dazu, dass Emissionen ausgestoßen werden, was wiederum einen Einfluss auf unser Klima hat. Daher wollte ich auch als aller erstes dort ansetzen.

Vergleich von unterschiedlichen Reisearten einer 21-tägigen Südfrankreich Reise hinsichtlich ihrer CO2-Emissionen. (Quelle: ifeu, Klimabilanz von Reisen mit Reisemobilen und Caravans, 2020)

Bei meiner Suche nach Alternativen stieß ich mit Begeisterung auf ein Ehepaar aus den USA, die gemeinsam einen alten VW T2 zu einem rein elektrisch und sogar solarbetriebenen Campervan umgebaut hatten. Eine in meinen Augen sinnvolle und nachhaltige Alternative. Ein erstes Gespräch mit einem Spezialisten auf diesem Gebiet machte jedoch gleich eine große Hürde für mich sichtbar: Es ist zwar möglich und auch nicht sonderlich schwierig, einen alten Camper zu einem Elektrocamper umzurüsten, das Problem lag eher an den Kosten, diese überstiegen leider bei weitem mein Budget.


Daher entschied ich mich vorerst an dem zweiten Schwerpunkt anzusetzen und das Elekrocamper-Projekt vorerst auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Dabei stieß ich wiederum mit großer Freude auf ein wunderbares Konzept aus Frankreich: eine Plattform, die es ermöglicht, mit dem Campervan kostenlos bei regionalen Bäuerinnen und Bauern zu übernachten und dort im Gegenzug einzukaufen. In meinen Augen ein Konzept, das sehr viele Aspekte des nachhaltigen Tourismus in sich vereint, unter anderem die Region und die Menschen, die dort leben, kennenzulernen, regionale und nachhaltig hergestellte Lebensmittel für den täglichen Bedarf zu konsumieren und damit auch der bereisten Region etwas zurückzugeben. Die Idee zu Schau aufs Land war geboren. Eine Plattform, die unter dem Motto “Idyllisch am Land campen & nachhaltig ab Hof einkaufen" mittlerweile mit großer Freude Camping-begeistere Menschen mit der nachhaltigen Landwirtschaft in Österreich und Slowenien zusammenbringt.


Mit der Zeit hat sich auch auf dem Campervan-Markt etwas getan und die ersten Elektrocamper stehen bereits zur Verfügung. Auch bei uns im Team ist dieses Thema nach wie vor präsent und ein wichtiger Meilenstein für unsere Vision. Und gemeinsam mit unserer Firma haben wir auch die Kapazität für so ein Projekt. Dabei sind wir uns jedoch in einem Punkt einig: Es ist keine wirklich nachhaltige Lösung, dass jetzt alle alten Camper mit Verbrennungsmotor einfach gegen neue Elektrocamper getauscht werden. Denn auch für die Herstellung neuer Elektrocamper braucht es wieder Unmengen an wertvollen Ressourcen und Energie.

Laut dem VCÖ werden für die Produktion eines 1,5 Tonnen schweren PKWs im Schnitt 70 Tonnen Materialien und Ressourcen verbraucht. Je nach Gesamtfahrleistung entstehen 15 bis 20 Prozent der CO2-Emissionen bei der Produktion eines Pkw und ein Prozent beim Recycling. (Quelle: VCÖ, Wie viele Rosscourcen werden bei der Pkw-Produktion verbraucht?)

Und genau das wollen wir gerne vermeiden. Daher sehen wir in der Umrüstung eines alten, bereits bestehenden Campervans immer noch eine sinnvolle und vor allem nachhaltige Alternative. Und wie der Zufall so will, stoße ich bei meiner nächsten Recherche zu diesem Thema auf eine Person aus Niederösterreich, die sich gerade damit selbständig gemacht hat, alte Fahrzeuge zu elektrifizieren. Gemeinsam gehen wir das Projekt an und finden auch das perfekte Basisfahrzeug: Einen alten, bereits in die Jahre gekommenen VW T3 Campervan mit Motorschaden – super, den Verbrennungsmotor brauchen wir ja eh nicht mehr. Und wie es in der Campervanwelt so üblich ist, geben wir unserem neu erworbenen Camper auch gleich einen Namen: Luise. Und aus dieser Luise soll schon bald eine E-Luise werden.

Luise, bevor sie zur E-Luise wurde.

Ziel unseres Projektes ist es, eine Möglichkeit aufzuzeigen, in Zukunft mit einem Camper umweltfreundlicher unterwegs zu sein, ohne dabei wertvolle Ressourcen für den Bau eines neuen Fahrzeuges zu verschwenden. Für die Umsetzung bedarf es drei zentrale Schritte: 1. die Restaurierung, 2. die Elektrifizierung und 3. der Innenausbau. In einem weiteren Schritt soll die E-Luise dann auch noch mit einem eigenen kleinen Solarkraftwerk ausgestattet werden, damit sie auch mit der Kraft der Sonne ein Stück weit wieder aufgeladen werden kann.

Die Restaurierung ist bereits erfolgreich abgeschlossen. Dazu wurde viel Rost beseitigt, einige Stellen mit neuem Blech ausgestattet, die Dichtungen an Fenster und Türen erneuert und natürlich ein frischer Lack aufgebracht. Damit erstrahlt die Luise mittlerweile in einem wunderschönen Zinkgelb und blickt einen mit modernen LED-Scheinwerfern liebevoll an.

Und auch die Elektrifizierung ist schon voll im Gange. Doch was heißt das eigentlich genau? Vereinfacht gesagt heißt das, dass der Verbrennungsmotor mit einem Elektromotor getauscht wird und der Treibstofftank durch Batterien ersetzt wird. Hinzu kommen noch Komponenten wie Ladegeräte, um die Batterien auch wieder aufzuladen, ein Controller, der den Motor und die Rekuperation steuert, eine elektrische Heizung, da wir ja keine Abwärme mehr vom Verbrennungsmotor haben und einen sogenannten DCDC Wandler, der die Lichtmaschine ersetzt. Was viele nämlich nicht wissen: Auch in einem Elektroauto gibt es immer noch eine 12V Batterie, die dafür Sorge zu tragen hat, dass auch in Notfällen immer noch das Licht und die Warnblinkanlage funktionieren. Neben diesen Dingen bleibt an der E-Luise so gut wie alles andere original, das Getriebe wird also weiterhin verwendet, genauso wie die Antriebswelle oder die Bremsanlage. Alles Dinge, die wir weiterhin verwenden können und somit Ressourcen einsparen.

Die Komponenten der E-Luise. (© Leonard Röser)

Auch beim Innenausbau können wir noch sehr vieles erhalten und durch Upcycling wiederverwenden, doch auch dort müssen wir ein paar Dinge erneuern. So wird der Gasherd durch Induktion ersetzt, auch hier wollen wir auf fossilen Brennstoff verzichten, und die komplette Verkleidung wird getauscht – nach 30 Jahren ist diese doch schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Die meisten Möbel können wir jedoch aufarbeiten und damit weiterhin verwenden. Und um die E-Luise besonders wohnlich zu machen, wird sehr viel Wert auf Holz gelegt und Decke und Blech mit Filz überzogen, auch das macht den Innenraum sehr gemütlich. Mit indirektem Licht und Vorhängen für die Fenster kann man es sich am Ende des Tages auf jedem Stellplatz gemütlich machen.

Vorgestellt wurde die E-Luise beim Geco Nachhaltigkeitsfestival vom 02–04. Juni 2023 in Graz. Ab August wird es die E-Luise dann auch offiziell zu mieten geben, sodass jede:r es einmal selbst ausprobieren kann, wie es ist, in einem alten, nostalgischen Camper elektrisch und somit klimafreundlicher unterwegs zu sein.

www.eluise.at

 

Quelle: Eigene Berechnungen

Gastbeitrag von

Leonard Röser

Als leidenschaftlicher Campervan-Reisender hat sich Leonard nach seinen Studien zum nachhaltigen Tourismus das Ziel gesteckt, einen Beitrag dazu zu leisten, das Campervan-Reisen ein Stück weit nachhaltiger zu machen.